Der Mensch in der Schöpfung

Gesamtes Manuskript zum Vortrag "Der Mensch in der Schöpfung"
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Als erstes Vortragsmanuskript stelle ich zur Diskussion:

"Der Mensch in der Schöpfung" - Wie geht es nach Charles Darwin weiter?

 

Kurzfassung:

 

Mit Charles Darwins Evolutionstheorie befreite sich in der Wissenschaft erstmals das Nachdenken über das Woher und
Wohin des Menschen von philosophisch-spekulativen und theologisch-dogmatischen Antworten auf diese uralten Fragen.

Allerdings hatte und hat diese Befreiung, auch für Darwins Theorie einen gefährlichen Haken, um nicht zu sagen Widerhaken, mit dem wir bis heute kämpfen. Denn mit der Veröffentlichung seines Werkes „Über die Entstehung der Arten etc.“ begannen nicht nur die wütenden Angriffe der konservativen Dogmatiker aller Couleur, die heute längst verklungen sind.


Viel wichtiger ist für uns heute die Tatsache, dass mit dieser Theorie zwei grundsätzlich unterschiedliche Aufarbeitungen
begannen, und bis heute andauern, die nicht nur methodisch, sondern auch in ihren Folgerungen in zwei diametral
entgegengesetzte Richtungen verlaufen. Die eine Richtung begann zunächst mit einer unkritisch-euphorischen Überhöhung und Verallgemeinerung dessen, was Charles Darwin tatsächlich meinte und sagte, sodass er selbst sich bald genötigt sah, bremsend und korrigierend einzugreifen.

Damit wurde ein Darwinismus losgetreten, der bis heute in immer neuen Wellen immer neue Patentlösungen anbietet, wie sie sicher nie im Sinne von Charles Darwin waren.

Es gibt aber auch noch einen zweiten Ast der Weiterentwicklung von Darwins Theorie, der ebenfalls bis in unsere Tage
reicht, der sich aber durch eine grundsätzlich andere Arbeitsweise auszeichnet.

Der Darwinismus ist zu einer unendlichen Geschichte von Missverständnissen und Vereinnahmungen geworden.
Es sind vor allem drei Entwicklungsäste zu nennen:

  • der Sozialdarwinismus,
  • der Verhaltensdarwinismus und
  • die Sozialbiologie.

Diese Entwicklungen haben inzwischen zu einer hinsichtlich der Stellung des Menschen in Natur und Kosmos völlig desorientierten Gesellschaft geführt. Dazu haben auch sehr angesehene Naturwissenschaftler beigetragen, wie z.B. der Biochemiker Jacque Monod mit seiner Theorie von „Zufall und Notwendigkeit“, oder der Zoologe Richard Dawkins, u.a. mit seinem Buch „Der Gotteswahn“.

Wo ist der Mensch in der Schöpfung geblieben?

Zur Beantwortung dieser Frage muss man sich mit den Arbeiten von jenen Naturwissenschaftlern befassen, die in Fortsetzung einer langen Tradition, wie auch Charles Darwin selbst, mittels sorgfältiger Beobachtung und geduldigem Zusammentragen ihrer Befunde in mühevoller Kleinarbeit erst einmal den Boden bereiteten für ein vorsichtiges, weiteres Voranschreiten auf dem von Ch. Darwin vorgezeichneten Weg.

Dazu gehören so hochrangige Biologen wie Adolf Portmann und Konrad Lorenz, und in neuester Zeit Ruppert Riedl. Dazu gehören auch Naturwissenschaftler von Nachbardisziplinen, wie der Physikochemiker und Molekularbiologe Manfred Eigen, der Chemiker und Genforscher Friedrich Cramer und der Neurobiologe Gerald Hüther. Vor allem gehört dazu aber auch der Anthropologe, Paläontologe und katholische Priester (SJ) Teilhard de Chardin.

Die Ergebnisse dieser, und vieler anderer, gleichgesinnter Wissenschaftler lassen heute einen Schluss zu:

Die Evolution kann, ja muss man heute als eine Entwicklungsgeschichte der Natur verstehen, die, jedenfalls auf unserer Erde, von elementarsten Anfängen in unvorstellbar langen Zeiträumen und heute dennoch in erstaunlichem Detail nachvollziehbaren Entwicklungsschritten zu hochkomplexen Organismen führte. Je komplexer diese Organismen wurden, desto deutlicher tritt zunächst Sensibilität, dann Innerlichkeit und schließlich Bewusstsein zutage. Im Menschen hat sich inzwischen eine weitere Entwicklung vollzogen, mit der wir in der Lage sind, uns unseres Bewusstseins bewusst zu werden und damit auch über unser Denken nachdenken können.

Man stellt sich diese Entwicklung heute wie einen ausfächernden Baum vor. Dabei entstehen an bestimmten Punkten dieser Ausfächerung, nach Konrad Lorenz „Fulgurationen“ genannt, plötzlich neue Eigenschaften, die nicht aus den Eigenschaften der einzelnen Elemente des Systems vorhergesagt werden können.

Dabei ist besonders wichtig, dass mit jeder Fulguration ein Schritt in Richtung von mehr Sensibilität, mehr Innerlichkeit und mehr Bewusstsein erfolgt.

Der Erste, der dieser Vision von einer Natur, die sich sozusagen zur Erkenntnis ihrer selbst hin entwickelt, in einem langen Forscherleben als Paläontologe nachging, war Teilhard de Chardin. Da er außerdem Theologe war, verband er diese zunächst rein naturwissenschaftliche Deutung mit der christlich-religiösen Vision vom Punkt Omega, in dem sich am Ende aller Zeiten alle Natur in Christus vereinigt. Letzteres geht natürlich weit über jede naturwissenschaftliche Interpretation der Evolution hinaus, ändert aber nichts am Wert der naturwissenschaftlichen Arbeit von Teilhard de Chardin, wie auch A. Portmann hervorhebt.

Im Prozess der Entwicklung des Bewusstseins innerhalb der Geschichte der Natur kommt heute dem Menschen also
unbestreitbar die Rolle des Lebewesens zu, das die Bedeutung der Evolution als Erkenntnisprozess zu verstehen und
nachzuvollziehen vermag. Und: diese Folgerung ist das Ergebnis rein naturwissenschaftlichen Forschens, ohne philosophische Spekulationen oder theologische Interpretationen.

Das geht besonders deutlich aus dem Buch „Biologie der Erkenntnis“ von Rupert Riedl hervor, wenn er dort schreibt:
„Alles Lebendige erzeugt Ordnung, wo vorher keine war“.

Besonders eindrucksvoll nachvollziehbar wird diese Folgerung in den drei zusammengehörenden Büchern von Friedrich
Cramer:

             „Chaos und Ordnung“, „Der Zeitbaum“ und „Symphonie des Lebendigen“ (Siehe Literatur).


In „Chaos und Ordnung“ wird ausführlich und anschaulich dargestellt, wie unauflöslich Chaos und Ordnung zusammenhängen und wie jede natürliche, geordnete Struktur fraktalen Charakter besitzt.
Im „Zeitbaum“ wird herausgearbeitet, dass jede Daseinsform, jede Lebensform ihr eigenes Zeitgesetz hat. Alle diese
Zeitgesetze haben zwei Eigenschaften gemeinsam:

sie sind alle irreversibel, d.h. nicht umkehrbar;
sie haben alle die Form eines sich in der Zeit verästelnden Baumes.

Das gilt für das kosmische Gesetz des Universums vom sogenannten Urknall bis heute: von der Entstehung der ersten Bausteine der Materie, über die Bildung von Atomen, Molekülen, bis zu den Sternen und Galaxien und es gilt ebenso für alle organischen Systeme.


In „Symphonie des Lebendigen“ entwickelt Fr. Cramer eine Resonanztheorie durch alle Bereiche der Natur und des Kosmos hindurch, bis in die „psychischen, physischen und metaphysischen Resonanzen des menschlichen und zwischenmenschlichen Lebens“, und scheut sich dabei nicht, der Liebe ein eigenes Kapitel zu widmen.
Mit seinen eigenen Worten:
      „ Resonanz ist die Möglichkeit, den Zusammenhang der Welt herzustellen und zu wahren. … Resonanz ist es,
        die die Welt im Innersten zusammenhält“.


Damit ist auch für unser Thema nun endgültig klar, wo der Mensch in der Schöpfung seinen Standort hat.
Und es wird alles ganz einfach:


Er ist nicht länger ein 'Irrtum der Evolution“ nach dem Muster „Zufall und Notwendigkeit“,

sondern er ist

     Mit-Erlebender und
     Mit-Wirkender eines Prozesses, dessen jüngstes Mitglied er ist.

Er ist mit-wirkendes und mit-leidendes Mit-Glied des immer wieder neuen Werdens der Schöpfung.

Das sah und sagte schon der alte Meister Eckehard vor rund 800 Jahren mit den Worten:

„Gottes Sein ist unser Werden“

 

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